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Rudolf Steiner

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Sonntag, 19. Juni 2011

Frauen im Frühchristentum

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte zeigt uns, daß die Frauen erst die letzten 700 Jahre besonders unterdrückt wurden. Historikerinnen wiesen mit Hilfe von Grabinschriften und Widmungen nach, daß Frauen in jüdischen und christlichen Gemeinden vom 1. Jahrhundert vor Chr. bis zum 6. Jahrhundert nach Chr. eine Reihe von religiösen Ämtern innehatten, wie Älteste, Synagogenvorstand, Synagogenmutter und Priesterin.

Mit Papstbriefen und Inschriften bewies der italienische Professor für Kirchengeschichte, Giorgio Otranto, daß Frauen in den ersten 1000 Jahren der Kirchengeschichte am katholischen Priestertum teilhatten. Seine Forschungen brachten eine erstaunliche Fülle von Beweisen dafür, daß Frauen vom 1. bis zum 13. Jahrhundert die Ämter von Diakoninnen, Priesterinnen, Kirchenältesten und sogar Bischöfinnen innehatten.* Das war für mich neu. Und es wird Gründe geben, warum die Kirche nicht mit Stolz darauf zurückblickt.

Die Geschichte der Frauen als christliche Führerinnen ist dramatisch und vielschichtig. Die radikale Botschaft Jesu und tief verwurzelte Ansichten über Geschlecherrollen vermischen sich manchmal, oder sie stoßen heftig aufeinander.


Jesus handelte gegen die gesellschaftlichen Gepflogenheiten seiner Zeit: er sprach zu Frauen wie zu Gleichen, ehrte und schätzte die Kinder, bevorzugte Arme und Ausgestoßene, aß und umgab sich mit ihnen, ohne auf die Klassen- und Geschlechterschranken zu achten und griff mit kühner Rede die sozialen Bande an, die die patriarchale Familie zusammenhielten. Als Jesus JüngerInnen um sich scharte, die seine Botschaft in die Welt tragen sollten, waren Frauen in dieser Gruppe führend.

Äußerst empfehlenswert!
Maria Magdalena, Maria von Bethanien und seine Mutter Maria sind Frauen, deren Namen die Nacherzählungen der Geschichte Christi in der Sprache und literarischen Form der römisch-patriarchalen Gesellschaft überdauert haben. Die Paulusbriefe spiegeln eine frühchristliche Welt wider, in der Frauen bekannte Evangelistinnen, Apostelinnen, Gemeindevorsteherinnen und Trägerinnen prophetischer Autorität waren. In der ersten Geschichte des Marienevangeliums, eines gnostischen Evangeliums aus dem 2. Jahrhundert, richtet Maria Magdalena die mutlosen Jünger nach der Himmelfahrt des Herrn wieder auf. Durch Ermutigung und eine mitreißende Predigt über die Lehren Jesu belebt sie die müden Geister und sendet sie aus, um ihren Auftrag zu erfüllen. Wegen ihrer starken Führungsrolle wird sie in manchen Texten als Apostel der Apostel bezeichnet.

Schon im 2. Jahrhundert erreichte das Christentum die griechische Stadt Korinth. Reisende konnten der Straße von Korinth nach Delphi folgen, zum berühmten Schrein des Apollo, um bei der Pythia, einer Priesterin mit dem Titel Prophetin, Rat zu suchen. Die Priesterin saß ruhig in tranceähnlichem Zustand und wartete auf die göttliche Eingebung (was nichts anderes als das heutige Channeln ist). Wenn die Eingebung kam, strömten die Worte in kurzen, eleganten Strophen, den sogenannten Orakeln. Diese waren auch ein bekannter Teil des christlichen Gottesdienstes, besonders in Korinth. In seinem Brief an die Gemeinde in Korinth übermittelte Paulus selbst ein Orakel, das er empfangen hatte, als er um Heilung von körperlichen Beschwerden bat:

"Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft
in der Schwachheit zur Vollendung." (2. Kor 12, 9)

Das Orakel, das Paulus empfing, brachte Linderung, wenn nicht gar Heilung. In den Häusern, in denen sich die Christen von Korinth trafen, folgten Frauen als Prophetinnen dem Ruf des Geistes. Für diese neuen Christen stellte die Gegenwart des Geistes die Erfüllung der Prophezeiung dar:

“In den letzten Tagen wird es geschehen, so spricht Gott:
Ich werde von Meinem Geist ausgießen über alles Fleisch.
Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein ... auch über meine Knechte und Mägde werde Ich von Meinem Geist ausgießen in jenen Tagen, und sie werden Propheten sein."
(Apg 2, 17+18 )

Das Lukasevangelium beginnt mit der Geschichte von Elisabeth, die erfüllt wurde vom Heiligen Geist und prophetisches Zeugnis von Marias Erwählung und der Einzigartigkeit des Kindes in ihrem Leib gab. Maria selbst prophezeite auch, und ihr Orakel, das Magnifikat (Lk 1, 47 - 55), ist wohl die beliebteste und am meisten zitierte Prophezeihung einer Prophetin. Marias Worte:

"Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt Er mit Seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen."

Maria
klingen über die Jahrhunderte hinweg so bestimmt wie die Orakel des Jesaja, Amos oder Ezechiel, und doch nennt Lukas sie nicht Prophetin. Die Vollmacht weiblicher Propheten, göttliche Eingebungen zu empfangen und zu deuten, war in der griechisch-römischen Religion fest verankert. Plutarch überliefert eine Begebenheit, bei der die prophetische Intervention einer Frau ein Leben rettete. In Phrygien wurde die prophetische Bewegung nach ihrem Gründer Montanus benannt, der eng mit zwei Prophetinnen, Priscilla und Quintilla, zusammenarbeitete. Weil ihre Prophezeiungen als Gottesorakel galten, wurden sie sorgfältig niedergeschrieben und als zweite Heilige Schrift der Montanistengemeinde aufbewahrt. Die Verehrung, die die Montanisten den Orakeln ihrer weiblichen Propheten entgegenbrachten, ist von Hippolytos, einem ihrer erbittertsten Widersacher, überliefert worden. Von Tertullian, der von den Montanisten positiv beeindruckt war, hören wir von den Aktivitäten einer weiteren montanistischen Prophetin:

“Unsere Mitschwester hat die Gnade erhalten, Offenbarungen zu empfangen, die sie in der Kirche während der Feier zu Ehren des Herrn durch Verzückung im Geiste erfährt; sie spricht mit den Engeln, zuweilen auch mit dem Herrn, sieht und hört Geheimnisse, durchschaut die Herzen verschiedener Menschen und erhält Anweisungen zur Heilung für diejenigen, die sie benötigen."

Die Prophetin empfing Offenbarungen über Personen, erkannte deren inneren Zustand und gab ihnen Rat und Führung. Alles, was sie sprach, wurde niedergeschrieben und von der Gemeinschaft als Offenbarung des Geistes betrachtet. Ein weiteres Handbuch der Kirchenleitung aus dem 2. Jahrhundert, die Apostolischen Statuten, gab den Kirchen die Anweisung, Frauen zu weihen, um genau dieses Amt der Offenbarung auszuüben:

"Laßt sie drei Witwen weihen, sie sollen im Gebet zusammenbleiben für alle,
die in Gefahr sind, und damit sie um Offenbarungen bitten für das, was sie benötigen."

Dies sind nur ein paar Auszüge aus der Flut von Beweisen, daß Frauen hohe Ämter bekleideten und als Trägerinnen göttlicher Offenbarung geachtet waren.

* Zitate aus: Karen Jo Torjesen, "Als Frauen noch Priesterinnen waren" Dr. Torjesen unterrichtet am Margo Goldsmith Lehrstuhl für Frauenstudien und Religion und gilt als führende Autorität auf dem Forschungsgebiet Frauen im Urchristentum.

Die Weihe von Frauen heute rührt auch an das heikle Thema der Sexualität. Als 1989 Barbara Harris zur ersten Bischöfin der englischen Kirche geweiht wurde, kommentierte die Zeitschrift TIME ihre roten Fingernägel. Natürlich haben diese nichts mit ihrer Qualifikation als Bischöfin zu tun, aber der Reporter wies unbewußt darauf hin, daß die Weihe einer Frau zur Bischöfin weibliche Sexualität und Göttlichkeit in eine als peinlich empfundene Nähe zueinander brachte.

Der Vatikan rechtfertigte 1976 in der 'Erklärung zur Frage der Zulassung von Frauen zum Priestertum' den Ausschluß von Frauen vom Priestertum damit, daß der weibliche Körper dem männlichen Körper Christi nicht gleicht. Deswegen sei es für eine Frau unmöglich, die sakramentalen Funktionen eines Priesters auszuführen. Eine Frau wird, im Gegensatz zum Mann, untrennbar von ihrer sexuellen Natur wahrgenommen, und 'als Priesterin würde sie Sexualität in den Bereich des Heiligen hineintragen'. Doch ist nicht alles von Gott Erschaffene heilig?

© ninaheidecke.de
Für viele kirchliche Glaubens- gemeinschaften stellt sich mit der Ordination von Frauen die beunruhigende Frage nach dem Geschlecht Gottes. Ändert sich die Wahrnehmung von Gott, wenn ein weiblicher Klerus Gott vor der Gemeinde vertritt? Ob eine Gesellschaft ihren Gott als männlich oder weiblich wahrnimmt, hat ausschließlich damit zu tun, welche Auffassung diese Gesellschaft von Männlichkeit und Weiblichkeit hat.

Wenn Gott als männlich gedacht wird, dann werden die Menschen dazu neigen, Macht mit Männlichkeit gleichzusetzen. Wenn also weibliche Wesen Gott repräsentierten, dann würde Weiblichkeit mit Macht gleichgesetzt. Und weil die patriarchalen Strukturen Angst vor einem weiblichen Gott hegen, wird allein schon die Möglichkeit einer Göttin weit und noch weiter von sich und in den Bereich der Märchen verwiesen. Wobei die männliche Definition von Märchen sie in die Welt des Unglaubwürdigen und Phantastischen ansiedelt. Doch wer sich jemals mit tiefenpsychologischer Deutung von Mythen und Märchen befaßt hat, weiß, daß auch jedes Märchen seinen tiefen Wahrheitsgehalt besitzt.

Die Strukturen der Kirche sind rein patriarchal, und haben seit zwei Jahrtausenden das Weibliche in all ihren Erscheinungsformen unterdrückt. Mit einer Ausnahme: Maria. In ihr wird die Mutter verehrt, sie bleibt aber geschlechtslos, was sich auch in der 'unbefleckten Empfängnis' ausdrückt. Und warum, um Himmels Willen, sollte eine Empfängnis jemals befleckt sein? Hier wird nicht nur die 'Ursünde' allein den Frauen angelastet, sondern die Kinder gleich mit in dieses Schuldverständnis einbezogen.

Auch wenn wir diesen Gedanken mit unserer Vernunft nicht ernst nehmen können, so hat er sich doch über die Jahrhunderte tief ins kollektive Bewußtsein hineingegraben. Viele Frauen sind noch heute unbewußt davon beeinflußt, und auch viele Männer teilen die Frauen noch in bestimmte Kategorien ein. Der Gedanke der Ursünde hat somit noch heute einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Beziehungen zwischen Mann und Frau. Auch der Islam und das Judentum haben patriarchale Strukturen, wobei ich immer die konservativen Strömungen einer Religion meine. Allen Drei ist die – meist unbewußte - Vorstellung gemeinsam, daß sich Mann und Frau in ihrer Wertigkeit voneinander unterscheiden. Darin liegt das Grunddilemma, das lange Schatten auf die Beziehungen wirft.

© Christa Heidecke
Auszug aus Kapitel 9, "Was würde die Liebe jetzt tun?"